Flintenweiber by Helga Bürster

Flintenweiber by Helga Bürster

Autor:Helga Bürster [Bürster, Helga]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863585839
veröffentlicht: 2014-11-16T16:00:00+00:00


14

Thea räumte den Tisch ab, wobei sie über Sielmann hinwegsteigen musste, um das Geschirr in die Spüle zu stellen, denn er hatte sich vor ihrer Küchenzeile der Länge nach ausgestreckt. Als sie fertig war, setzte sie sich auf ihr Bett. Was sollte sie mit dem Rest der Nacht anfangen? An Schlaf war nicht zu denken, denn Sielmann sägte keine fünf Meter von ihr entfernt den Stadtwald kurz und klein.

Niedergeschlagen hörte sie ihm eine Weile dabei zu. Wie war es dazu gekommen, dass sie zugestimmt und ihm erlaubt hatte, hier zu übernachten? Es fiel ihr wieder ein. Die Hummel war schuld. Sie erhob sich langsam. Bei dem Lärm, den Sielmann beim Schlafen veranstaltete, würde sie kein Auge zutun, obwohl ihr Körper nach Schlaf schrie. Also hob sie den Computer auf den Tisch und schaltete ihn ein. Sie schaute kurz auf Facebook vorbei. »Manolito gefällt deine Seite«, las sie in den Benachrichtigungen. Wer zum Teufel war Manolito? Das Foto zeigte einen Kerl mit Sonnenbrille und Bogart-Hut. Jetzt hatte sie schon drei Fans.

Im Mailpostfach sah es ähnlich trostlos aus. Der aktuelle Newsletter ihres Internetanbieters und eine Nachricht in schlecht geschriebenem Deutsch, sie habe in Nairobi viel Geld geerbt und man brauche ihre Bankdaten. Frustriert surfte sie noch ein wenig auf eBay herum und schaute sich die Angebote gebrauchter Schreibtische an. Dann fuhr sie den Computer wieder herunter und legte sich ins Bett, starrte an die Decke und lauschte Sielmanns Schnarchen. Irgendwann musste er doch mal damit aufhören … Aber er tat ihr den Gefallen nicht.

Nach einer Stunde, in der sie von Finger-in-die-Ohren-Stopfen bis Ignorieren alles versucht hatte, stand sie wieder auf und trat ans Fenster. Draußen bogen sich die Baumkronen, denn der Wind war zu einem Sturm angewachsen. Sielmanns Ponderosa stand einsam und verlassen im Schatten der einzigen Laterne am Weg. Thea wunderte sich, dass sie noch brannte. Mitternacht war also noch nicht vorbei. Vor ihr lagen genug Stunden, in denen sie schlafen könnte. Wenn Sielmann nur endlich Ruhe geben würde!

Plötzlich hatte Thea eine Idee. Seine Jacke hing über der Stuhllehne. Sie griff in die Taschen und fand den Schlüsselbund, schulterte ihre Decke, nahm die Taschenlampe in die Hand und verließ ihre Behausung. Sie lief zur Ponderosa hinüber. Der Wind zerrte an ihren Haaren, immerhin hatte der Schneeregen aufgehört. Thea steckte den erstbesten Schlüssel in das Schloss, von dem sie glaubte, er müsse passen. Treffer! Das Schloss ließ sich ohne Probleme öffnen. Sie warf einen kurzen Blick hinauf zum Hirschschädel, der sie von oben herab angrinste. Thea trat schnell ein und schloss die Tür hinter sich.

Hier war es still. Sie atmete auf. Das Erste, das sie wahrnahm, war ein leichter Geruch nach kaltem Zigarettenqualm. Sie hatte Sielmann nie rauchen sehen. Vielleicht tat er es nur hin und wieder. Oder nur dann, wenn er Gras hat, dachte sie. Thea steckte den Schlüssel von innen ins Schloss und verriegelte die Tür, knipste ihre Taschenlampe an und sah sich um. Ein Ordnungsfanatiker war ihr Nachbar nicht, das konnte man auf den ersten Blick erkennen. Und kalt war es tatsächlich.



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